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in das Mäandertal. HEBAKLEIA. 19. Route. 223 Meer weit hinein gen O. zwischen die Mykale und den merkwürdig
gezackten Latmos (jetzt Besch Parmak Dag, d. h. Fünf-Finger-
Berg
, 1340m), der von S. die Landschaft beherrscht. An seinen
nördlichen Vorbergen ist die Stätte von Myūs (jetzt Awschar Ka-
lesí
); jetzt fließt der Mäander daran vorbei, über den 7km s.w., bei
dem Dorf Sarikemer, die letzte Brücke führt; im ionischen Auf-
stande
(500-494 vor Chr.) war es noch Seehafen (Herodot V, 36),
um Christi Geburt noch mit Booten erreichbar.

Myūs war eine der alten ionischen Städte (S. 191). Wir wissen von
Grenzstreitigkeiten mit Milet. Zur Schlacht bei Lade stellte sie drei Schiffe.
Themistokles besaß sie als Geschenk des Artaxerxes (vgl. S. 219). 428
wurden die Athener in der Nähe am Sandios Lophos geschlagen. Sie verlor
an Bedeutung, je mehr sie von der See abgeschnitten wurde. Im Jahre 201
kam sie für kurze Zeit an Magnesia, und bald darauf werden die Bewohner
nach Milet übergesiedelt sein. Später stand von der Stadt noch der alte
Dionysos-Tempel, heute nur geringe Reste an einem kleinen See (Atap
Göl)
, einem Überbleibsel des Meeres.

Zur Zeit Strabos mündete der Mäander zwischen Priene und
Milet. Später hat er mit oft wechselndem Bett seine Sinkstoffe bis
an das S.-Ufer des Meerbusens vorgeschoben. Im IV. Jahrh. n. Chr.
etwa hatte er der Stadt Herakleia (s. unten), südl. am Latmos, das
Schicksal bereitet, mit dem der Hermos bis 1886 Smyrna bedrohte
(S. 193); der innerste SO.-Zipfel des Meerbusens war zu einem
Landsee (griech. Bastarda Thalassa, türk. Kapi Kere Göl oder Bafi
Denisí
) geworden, der salziges Wasser hat und reich an Fischen ist
(etwa 18km lang, 5km breit).

Das Dorf Tsirtsin am NW.-Ende des Sees läßt sich von Sokia in 3 St.
oder von Palatia in 2 St. zu Pferde erreichen. Dort findet man Boote
zur Fahrt über den See (2-3 St.) nach Herakleia, in der NO.-Ecke des Sees,
aber in beiden Orten nur äußerst dürftige Unterkunft. Herakleia am
Latmos hat erst in hellenistischer Zeit eine kurze Blüte erreicht. In früh-
christlicher
Zeit war es, wie der Latmos über der Stadt, Lieblingssitz von
Mönchen und Einsiedlern. Der heilige Christodulos gründete von hier aus
das Johannis-Kloster zu Patmos (S. 259), als die Seldschuken kurz vor dem
ersten Kreuzzuge die Christen aus dieser Gegend verdrängten. Die ansehn-
lichen
Ruinen der Stadt unterhalb des wilden Latmos gehören zu den
romantischsten Punkten im westlichen Kleinasien.

Das Boot fährt (ca. 2 St. von Tsirtsin) an drei Inselchen mit früh-
christlichen
Ruinen vorüber und landet bald darauf an einer von N. vor-
springenden
Halbinsel, auf der Herakleia lag. Dort geht man an einem
Turm (nördl. das W.-Tor der Stadt) und Stadtmauerresten vorüber zwi-
schen
wilden Felspartien unterhalb des hochragenden Tempels der Sadt-
göttin
[Stadtgöttin]
Athena
zu dem leichtverschütteten Markt. Der Tempel, ein templum
in antis, ist bis auf Dach und Vorhalle erhalten; er war mit dem Markt
durch einen Aufgang verbunden. Gegenüber (östl. vom Markt) das Rat-
haus
, das in der Form an das Ekklesiasterion zu Priene (S. 227) erinnert.
Weiter südl. ein Hallenbau zur Erweiterung des Marktes, wie in Alinda
(S. 218). Noch weiter südl. ein merkwürdiges Felsheiligtum mit viersäuliger
Vorhalle. Nach O. an Resten von Treppen, Straßen, Häusern vorbei zum
O.-Tor der Stadt mit einem der frühesten, wohlerhaltenen Bogen in Stein-
schnitt
. Davor auf den Felsen und auf den kleinen Inseln zahlreiche
Gräber. Im S. und N. die imposante turmreiche Stadtmauer, die sich bis
auf den Grat des Latmos hinaufzieht. Die S.-Spitze der Halbinsel, die
Stätte der alten Akropolis, nimmt ein mittelalterliches Kastell ein. Von
dort schöne Aussicht auf den kleinen alten Hafen im O., den Latmos
und den See.